Therapieberichte

Auf dieser Seite veröffentliche ich anonymisiert Berichte von Patienten, die eine Therapie bei mir gemacht haben. Dies soll eine Möglichkeit bieten, anderen Patienten eine Orientierung und eine Hilfestellung zu geben, wenn sie vor der Entscheidung stehen, ob sie eine Therapie machen sollen und was sie dabei erwarten kann. Die Berichte werden hier ungekürzt wiedergegeben und an dieser Stelle danke ich allen Patienten, die hier ihre Erfahrungen anderen Patienten zur Verfügung stellen.

 

Bericht No. 1

Therapie Burn out (mittelschwere Depression)

 

Viele fragen sich, „was genau bedeutet es, eine Therapie bei einem Psychologen zu machen?“ Ich wusste nicht viel darüber, als ich begann, an mir zu arbeiten. Denn genau dies bedeutet es, an sich arbeiten. Eine Therapie kann nur so gut sein, wie ich bereit bin, mit zu arbeiten. Auch ich stellte mir Fragen. Werde ich „verrückt“? Was passiert jetzt mit mir? Komme ich aus dem Schlamassel je wieder raus? Was soll aus mir und meiner Familie werden? Kann ich wieder arbeiten gehen? Rutsche ich ins Abseits? Was denkt mein Umfeld von mir? Bin ich ein Versager………..?

Die Ängste machen einen ganz irre und die Schwäche und Hilflosigkeit saugen einem die Kraft aus. Manchmal kommt ein Zusammenbruch über Nacht, doch er hat immer tieferliegende Gründe. Ich erkannte, ich brauchte einen Profi, der mir hier einen Weg zeigt. Ich wusste nicht mehr weiter. Dieser Profi ist ein Psychotherapeut. Er ist verpflichtet wie jeder Arzt, über das Gehörte Stillschweigen zu bewahren. Vertrauen ist die Basis für jede Therapie. Manchmal ist es nicht leicht, den „richtigen Therapeuten“ zu finden. Nicht immer passt die Chemie. Man sollte sich verstanden fühlen und eine Ahnung haben, dass man miteinander kann. Auch Mut zur Offenheit gehört dazu. Die ersten Stunden dienen dazu dies heraus zu finden. Beide müssen das Gefühl haben, dass es funktionieren kann. Ein guter Therapeut spricht dies offen an.

Zu Anfang erzählte ich einfach, was passiert war. Wie es mir ging und was ich erhoffte. Mein Therapeut erfragte meinen Hintergrund in Punkto Therapien ab und ob ich mir vorstellen könne, was es bedeutet. So fing alles an. Ich saß in einem bequemen Sessel, er mir gegenüber mit einem Schreibblock auf dem Schoß, immer wieder Notizen machend von unserem Gespräch. Ängstlich und unsicher machte ich mich auf den Weg. Mit der Zeit fiel mir das Reden leichter, es würde gehen. Als Hausaufgabe bekam ich auf, eine Art Lebenslauf zu schreiben. Wer waren meine Eltern und Geschwister, wie war mein Verhältnis zu ihnen. Ehe, Kinder und Scheidung z.B. aber auch Sexualität, Beruf und Arbeit gehören dazu. Jede Stunde, die mir immer zu kurz erschien, fuhr ich erschöpft nach Hause. Obwohl man nur erzählt, ist man danach sehr müde. Die Anstrengung, sich so lange zu konzentrieren, gepaart mit Anspannung und den inneren Ängsten, laugen einen aus. Es ist ratsam, sich danach auszuruhen. Mit der Zeit wurde es besser und ich freute mich auf die Gespräche. Nachdem wir ausführlich über den Anlass des Zusammenbruchs gesprochen hatten, fingen wir mit meinem „Lebenslauf“ als Leitfaden an, auf Spurensuche zu gehen. Jederzeit konnte ich auch aktuelle Probleme ansprechen, dann würde eben später an der Vergangenheit weiter gearbeitet. In dieser Zeit durchlebte ich in meinen Träumen in der Nacht meine Ängste und was mich bewegt. Mit Phantasie und oft für mich wirren, unverständlichen Ereignissen durchlebte ich meine Träume und kam so meinem inneren Antrieb nahe. Viele meiner versteckten Ängste und Sorgen wurden mir so bewusst und ich lernte vor allem viel über mich selber. Als nächstes sollte ich diese Träume gleich nach dem Aufwachen aufschreiben. Ein guter Rat, wenn man zu lange wartet, sind sie wieder weg. Es ist eine Tür zum Unterbewusstsein, welches sich auf den Weg gemacht hat, bewusst zu werden. Dies alles bedeutet arbeiten, sich mit sich selbst und seiner Vergangenheit auseinander zu setzten. In dieser Zeit kämpfte ich mich jeden Tag durch den Alltag. Ich war sehr schnell erschöpft und konnte mich nur schwer konzentrieren. Die Zeit war für mich aus dem Ruder gelaufen, sie fühlte sich langsamer an. Alles war verzerrt und irgendwie breiig in meiner Wahrnehmung und die Angst und Kraftlosigkeit mein ständiger Begleiter.

Diese Phase hat in Etappen fast 2 Jahre gedauert, bis ich merkte, dass sich etwas grundlegend ändert. Ich konnte nun Vergangenes wie ein Bild betrachten. Erst mal gar nicht bewusst, merkte ich, wie vergangene Verletzungen nicht mehr weh taten, ich ruhiger wurde, meine Kraft mehr wurde, ich verstand. Geduld gehört dazu, denn es dauert oft sehr lange bis man merkt, dass sich etwas verändert. Viele brechen die Therapie zu früh ab, weil sie denken, es passiert nicht viel oder sie haben nun schon lange genug „faul“ rum gemacht. Es war alles gar nicht so schlimm. Vorsicht, es kommt schnell wieder zurück, wenn man nicht aufpasst. Ich kann nur jedem empfehlen, der in einer Lebenskriese steckt. Macht euch auf den Weg, es lohnt sich. Die Kraft, die mir fehlte, ist fast wieder da, ich bin wieder da. Auch heute noch passe ich auf mich auf, sorge für Ruhe, wenn ich sie brauche. Denn die Anfälligkeit bleibt, wieder in alte Denkmuster hinein zu rutschen und sich zu überfordern. Wenn ich merke, dass ich in eine abwärts Bewegung gehe, mache ich mich auf den Weg. Gehe raus aus dem Haus an die frische Luft, mache meinen Kopf frei. Es muss nicht immer Sport sein, Hauptsache man bewegt sich draußen. Dazu noch eine Aufgabe die einem Sinn und Ruhe gibt. Bei mir ist es z.B. die Arbeit mit Tieren geworden. Meine Medikamente, die ich von Anfang an nehme, werde ich auch noch eine ganze Weile weiter nehmen, vielleicht sogar für immer. Es macht nichts, sie helfen mir. Ich sehe das so, für meinen Blutdruck nehme ich auch regelmäßig Tabletten, die helfen und es ist ok, wieso nicht auch für die Psyche? Hat sie nicht auch ein Recht darauf gesund zu bleiben? Habt den Mut euer Leben in die Hand zu nehmen, jeder ist Wert, dass es ihm gut geht. In diesem Sinne Passt auf Euch auf!